Königsindische
Verteidigung
(Klassische
Variante)
oder: links
blinken und rechts abbiegen
Anhand einer Turnierpartie sollen die typischen, beidseitigen Pläne in dieser Eröffnung erläutert werden.
Wind, L - NN
Wiesbaden '99
1. Sf3 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. d4 0-0 6. Le2
Die Grundstellung der Klassischen Variante:
6. ...e5 7. 0-0 Sc6 8. d5 Se7 9. b4
der prinzipiellste,
energischste Plan, Weiss strebt c5 an, durch
evtl. Tausch auf d6 wird dieser
Bauer als Schwäche markiert und
die c-Linie geöffnet (Eindringen
auf schwachem Feld c7),
durch den Bauernkeil c4-d5-e4 und
dem damit verbundenen
Raumvorteil bietet sich Spiel am
Damenflügel an.
Schwarz will f5 spielen, die f-Linie
öffnen oder mit f4 und g5-g4 usw.
fortsetzen und den weissen König
belästigen.
(--> Beidseitige Flügelaktionen,
da Zentrum geschlossen)
Gedankenspiel:
setzt sich das schwarze Spiel
durch, ist Weiss meistens matt, während
bei gelungener weisser Strategie
nur der Damenflügel in Schutt und Asche liegt.
Aber dem ist nicht zwangsläufig so, denn Weiss kann links blinken, biegt aber rechts ab!
9. ...a5
nutzt den Umstand, dass a3 wegen des ungedeckten Ta1 unmoeglich ist.
10. La3 ab 11. Lb4: b6
Schwarz hat c5 nun fest unter
Kontrolle, allerdings auf Kosten der Schwächung
von c6 und des Bauern c7, Weiss
verschiebt seine Aktionen vorläufig:
12. a4
plant a5 und Tausch auf b6,
danach entständen zwei
grausam schwache Bauern auf b6 und
d6, die kaum zu verteidigen waeren.
12. ...Sh5
strebt nach f4 und macht dem f-Bauern
Platz.
Wahrscheinlich ist nun 13. g3
genauer, der Springer sollte
nicht nach f4 gelassen werden,
entweder beteiligt er sich am Königsangriff
oder schlägt den Le2, der bei
einer Stellungsöffnung schmerzlich vermisst werden
wird.
13. a5 ba 14. La5:
Schwarz musste die Kontrolle
ueber c5 aufgeben, c7 und indirekt auch d6 sind dauerhafte
Zielscheiben. 14. ...Sf4 ist nun
vorzuziehen.
14. ...Lg4 15. g3
verhindert vorläufig Sf4, schwächt
aber die Königstellung.
Mögliche Pläne von Schwarz: Lh3,
Dd7 und Sf4 evtl. in Verbindung mit f5.
15. ...Lh6?
Auf den zweiten Blick sehr
ungenau, zwar schielt der Läufer nach e3, falls Weiss mit Se1
und f3 sein
Zentrum stützen will, verhindert
die Turmposition auf c1 und bereitet f5 vor (jetzt wegen Sg5 sehr
unangenhm,
der Springer nistet sich auf e6
ein), aber:
16. c5
e5 ist nicht mehr durch den Läufer
gedeckt, weiter wird er in der Folge auf der langen Diagonale
fehlen.
Weiss steht nun schon deutlich
besser, das schwarze Gegenspiel am K-Flügel gestaltet sich zu
langsam.
16. ...Dc8 17. Sb5
Der D-Flügel ist nicht mehr zu halten, alles oder nichts:
17. ...f5
öffnet die f-Linie (e4 ist
ungedeckt!), jetzt kommt die weisse Strategie zum tragen,
er wird den D-Flügel ausschrotten
(links blinken), wodurch das Zentrum (d6, e5)
seine Stütze verliert, und sich
dann selbst dem König widmen (rechts abbiegen):
18. cd cd 19. Sd6: Dc5 20. Sb7 Dc8 21. Db3 fe
22. Se5:
der Tanz beginnt, Lh6 und Sh5
nehmen nicht am Spiel teil, plötzlich gerät
der schwarze König in den
Brennpunkt auf den Diagonalen a2-g8 und a1-g7.
Das Lenkrad ist schon stark
eingeschlagen!
22. ...Le2: 23. d6+ Kh8(?)
etwas besser ist Lc4 24. Sc4: Sd5
24. de Te8
nach 24. ...Dh3 hätte Weiss
wegen evtl. Lf3 und/oder Sf4 noch einige Klippen umschiffen
müssen in beginnender Zeitnot (man
analysiere selbst, dass dies nicht ausreicht ;-))
(Variantenposition:)
25. Lc3
droht Sg6 matt! Nach Lg7 oder
Sg7 folgt das klassische erstickte Matt beginnend
mit Sf7+, also:
25. ...Sf6 26. Ta8: Da8: 27. Sf7+
Kg7 28. De6
Buchstäblich, die Dame fährt
nach rechts und matt in 9 Zügen
nach 28. ...Lg5 29. Sg5: Tf8 30.
Sd8 u.s.f.
1:0
(Lutz Wind)